Arbeitszeit in Frankreich
Ein Einblick in die französische Arbeitszeit, von der 35-Stunden-Woche bis zur Jahresarbeitszeitvereinbarung.
Die Frage der französischen Arbeitszeit taucht regelmäßig in der öffentlichen Debatte auf. Mit seiner gesetzlichen 35-Stunden-Woche gehört Frankreich offiziell zu den Ländern mit den kürzesten gesetzlichen Wochenarbeitszeiten in Europa. Nach OECD-Studien arbeiten Arbeitnehmer in Frankreich jedoch in Wirklichkeit mehr als Arbeitnehmer in Ländern wie Österreich, Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, Dänemark und Norwegen.
Ist die 35-Stundenwoche die Standard-Arbeitszeit in Frankreich?
Die vor rund 20 Jahren eingeführte gesetzliche 35-Stunden-Woche ist in Frankreich keineswegs Standard. Viele Arbeitnehmer arbeiten 39 Stunden pro Woche oder mehr. Für bestimmte Berufe ist es sogar üblich, eine feste Anzahl von Jahresstunden oder eine feste Anzahl von jährlichen Arbeitstagen zu vereinbaren.
Wissenswertes über die wöchentliche Arbeitszeit in Frankreich
In Frankreich sind Arbeitsverträge mit wöchentlichen Arbeitszeiten am häufigsten. Diese müssen nicht unbedingt über die gesetzliche Arbeitszeit der 35-Stunden-Woche abgeschlossen werden. Es besteht die Möglichkeit, Verträge abzuschließen, die bereits Überstunden beinhalten, oder umgekehrt Teilzeitverträge abzuschließen. Für beide Verträge sind besondere Vorschriften zu beachten.
Überschreitung von 35 Stunden pro Woche in Frankreich
Jede Stunde, die die gesetzliche Arbeitszeit in Frankreich von 35-Stunden pro Woche überschreitet, gilt als Überstunde. Damit werden Überstundenvergütungen fällig nach Französischem Arbeitsrecht. Für die ersten 8 Stunden pro Woche beträgt der Überstundenzuschlag 25%, für jede weitere Stunde 50%. Bestimmte Tarifverträge sehen abweichende Überstundenvergütungen vor.
Es ist möglich und durchaus üblich, eine Wochenarbeitszeit von mehr als 35 Stunden vertraglich zu vereinbaren. In diesem Fall muss die Überstundenvergütung ausdrücklich erwähnt werden, sowohl im französischen Arbeitsvertrag als auch auf dem französischen Gehaltszettel.
Schließlich gibt es ein jährliches Kontingent für Überstunden, in der Regel 220 Stunden pro Jahr. Wird dieses Kontingent überschritten, hat der Arbeitnehmer Anspruch auf zusätzliche Ruhezeit.
Teilzeitverträge
Jeder Arbeitnehmer, der weniger als 35 Stunden pro Woche arbeitet, gilt als Teilzeitkraft. Diese Mitarbeiter können zusätzliche Stunden arbeiten, aber nur in eng festgelegten Grenzen. Für Mehrarbeit wird ein Gehaltszuschlag fällig.
Der Teilzeitvertrag muss eine Mindestarbeitszeit einhalten, die in der Regel 24 Stunden pro Woche beträgt.
Ruhezeit und wöchentliche Höchstarbeitszeit in Frankreich
Nach französischem Recht beträgt die wöchentliche Höchstarbeitszeit 48 Stunden, innerhalb der Grenze eines 12-Wochen-Durchschnitts von 44 Stunden. Im Allgemeinen beträgt die tägliche Mindestruhezeit 11 aufeinanderfolgende Stunden und die wöchentliche Mindestruhezeit 35 aufeinanderfolgende Stunden.
Jährliche Arbeitszeit in Frankreich
Für manche Arbeitnehmer mag eine Wochenarbeitszeit eher unpassend sein. Bestimmte Mitarbeiter müssen ihre Arbeitszeiten flexibel gestalten. Dies gilt insbesondere für Führungskräfte und Vertriebsmitarbeiter. In solchen Fällen kommt der Abschluss einer Vereinbarung über eine pauschale Jahresarbeitszeit in Betracht. Diese sind durch französische Gesetze streng geregelt.
Arbeitszeit für Führungskräfte: pauschale Jahresarbeitstage-Vereinbarung
Eine Studie des französischen Arbeitsministeriums zeigt, dass fast jeder zweite Angestellte auf Führungsebene eine Vereinbarung über pauschale Jahresarbeitstage geschlossen hat. Führungskräfte müssen sowohl bei der Ausübung ihrer Tätigkeit als auch bei der Gestaltung ihrer Arbeitszeiten über eine große Autonomie und Unabhängigkeit verfügen.
Diese Art von Vertrag ermöglicht es, die Arbeitszeit in einem Pauschalsystem in Tagen festzulegen. Die Arbeitszeit wird nicht länger in Stunden gezählt. Eine Überstundenvergütung entfällt ebenso wie die tägliche oder wöchentliche Höchstarbeitszeit. Im Gegenzug profitiert der Mitarbeiter von zusätzlichen Ruhetagen. Im Allgemeinen liegt die Anzahl der Arbeitstage zwischen 214 und 218. Es ist möglich, am Jahresende verbleibende Ruhetage finanziell zu entschädigen.
Voraussetzungen für eine Vereinbarung von pauschalen Jahresarbeitstagen
Um eine Vereinbarung über pauschale Jahresarbeitstage aufsetzen zu können, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein:
- Die Möglichkeit einer pauschalen Jahresarbeitstage-Vereinbarung muss entweder auf Branchen- oder Unternehmensebene vorgesehen werden.
- Die Anwendung der Jahresarbeitstage-Vereinbarung muss durch Abschluss einer Einzelvereinbarung mit dem Mitarbeiter festgehalten werden.
Das Recht abzuschalten
Alle Mitarbeiter, auch Mitarbeiter mit einer Jahresarbeitstage-Vereinbarung, haben das Recht auf tägliche und wöchentliche Ruhezeiten sowie das Recht abzuschalten.
Da der Arbeitgeber bei einer Jahresarbeitstage-Vereinbarung die Stunden nicht überwachen kann, ist es wichtig, das Arbeitspensum und die Anzahl der geleisteten Arbeitstage zu überwachen. Beides muss angemessen sein. Die kollektive Vereinbarung muss ausreichende Maßnahmen vorsehen, um das Recht Abzuschalten und zu Ruhen zu gewährleisten, um die Gesundheit der Arbeitnehmer zu schützen. Diese Bestimmung ist sehr wichtig und hat in den letzten Jahren zu vielen gerichtlichen Auseinandersetzungen geführt.
Arbeitszeit von Direktoren
Ausnahmen können für Führungskräfte mit unternehmerischem Entscheidungsspielraum wie z.B. Direktoren gelten. Im Französischen werden diese als „cadre dirigeant“ bezeichnet. Um als „Cadre Dirigeant“ zu gelten, müssen eine Vielzahl von Kriterien erfüllt werden. Es müssen beispielsweise Unternehmensentscheidungen von einer gewissen Bedeutung getroffen werden können und die Vergütung muss zu den höchsten im Unternehmensvergütungssystem gehören.
Ist der Status Direktor vertraglich fixiert, gelten Arbeitszeitregelungen nicht mehr.
Arbeitszeit für Vertriebsmitarbeiter: Jahresarbeitsstunden-Vereinbarung
Viele Branchentarifverträge sehen die Möglichkeit vor, Jahresarbeitszeiten zu vereinbaren. Diese sind sowohl für Vertriebsmitarbeiter als auch für einige Führungskräfte üblich. Diese Option ist geeignet, wenn die Arbeitszeit nicht wöchentlich oder monatlich festgelegt werden kann, insbesondere wenn das Arbeitsvolumen im Laufe des Jahres schwankt.
Es gelten die Bestimmungen zur Höchstarbeitszeit und zu Ruhezeiten.
Voraussetzungen für die Vereinbarung von pauschalen Jahresarbeitsstunden
Zunächst muss ein kollektiver Vertrag die Möglichkeit von Jahresarbeitszeit-Vereinbarungen vorsehen. Weiterhin muss eine individuelle Vereinbarung mit dem Mitarbeiter abgeschlossen werden.
Vereinbarungen über jährliche Arbeitsstunden können nur vorgesehen werden für:
- Führungskräfte, deren Funktionen nicht mit der kollektiven Arbeitszeit vereinbar sind
- Nicht-leitende Mitarbeiter mit der Notwendigkeit einer echten Autonomie bei der Organisation ihres Zeitplans
Fazit
Die 35-Stunden-Woche ist zwar die gesetzliche Arbeitszeit, in Frankreich aber keineswegs der Standard. Viele Arbeitnehmer arbeiten 39 Stunden pro Woche oder mehr. Alternativen bestehen für Führungskräfte und Vertriebsmitarbeiter.
Die Arbeitszeit ist ein entscheidendes Element des französischen Arbeitsvertrags. Es ist wichtig, sich mit den verschiedenen Optionen vertraut zu machen, um die richtige Wahl für Ihren Fall zu treffen. My Payroll Pro France, als Französischer Dienstleister für Gehaltsabrechnung, zusammen mit unsem Partnernetzwerk von Rechtsanwälten, wird Ihnen bei allen Fragen rund um die Arbeitszeit in Frankreich zur Seite stehen.
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